بسم ا الرحمن الرحيم

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen,

Ali ibn Abi Talib (a.) sagte:

مثلنا مثل سفينة نوح من ركبها نجا ومن تخلف عنها غرق

„Unser Gleichnis ist das Gleichnis der Arche Noah. Wer bei ihr an Bord ging, der wurde errettet und wer sich von ihr fernhielt, der ertrank.“ [Kitab Sulaim von al-Hilali, Seite 358]

Muhammad ibn Hanafiyyah, der Sohn von Ali ibn Abi Talib (a.), sprach zu seinem Bruder Hasan ibn Ali (a.):

الحسين أعلمنا علما و أثقلنا حلما وأقربنا من رسول الله صل الله عليه وآله رحما كان فقيها قبل أن يخلق وقرأ الوحي قبل أن ينطق

„Husain (a.) ist der wissendste und langmütigste von uns und der nächste Verwandte vom Gesandten Gottes (s.). Bevor man ihn erschuf, war er Faqih und bevor er sich der Sprache bediente, las er die Offenbarung.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 1, Seite 302, Hadith 2]

War also der Imam (a.) ein Student in einem religiösen Institut, erlernte die Rechtswissenschaft und wurde zum Rechtsgelehrten?

الفقه العلم بالشيء والفهم له

„Der Fiqh ist das Wissen über etwas und das Verständnis davon.“ [Lisan-ul-Arab by Ibn Manzur, Band 13 , Seite 522]

Wer mit den Aussprüchen der Imame (a.) zu tun hat und Begriffe wie Faqih oder Fuqaha’, was der Plural davon ist, als Rechtsgelehrter übersetzt oder Fiqh als Rechtswissenschaft, der irrt sich. Auch wenn man im modernen Sprachgebrauch einen Rechtsgelehrten als Faqih bezeichnet, bedeutet das nicht, dass auch Imam Husain (a.) als Rechtsgelehrter bezeichnet wurde oder sonstige Personen in den Überlieferungen. Im heutigen Sprachgebrauch nennt man das Automobil auch Sayyarah Wer würde nun auf die Idee kommen, dass der Qur’an über Automobile spricht und für diese Werbung macht?

„Und es traf Sayyarah ein.“ [Qur’an 12:19]

وَجَآءَتۡ سَيَّارَةٌ

In den gängigen deutschen Übersetzungen wird man feststellen, dass man den Begriff nicht als Automobil übertrug, sondern als Reisende. Genauso ist der Begriff Fiqh, also das Verstehen und Begreifen, dem Qur’an nicht fremd:

فَمَالِ ھٰٓؤُلَۤاءِ الۡقَوۡمِ لَا يَكَادُوۡنَ يَفۡقَهُوۡنَ حَدِيۡثًا

„Was ist mit diesen Leuten? Beinahe sind sie nicht einmal über einen Hadith Faqih.“ [Qur’an 4:78]

وَاِنۡ مِّنۡ شَىۡءٍ اِلَّا يُسَبِّحُ بِحَمۡدِهٖ وَلٰـكِنۡ لَّا تَفۡقَهُوۡنَ تَسۡبِيۡحَهُمۡ

„Es gibt nichts, außer dass es Ihn preist, aber sie sind nicht Faqih über ihre Lobpreisung.“ [Qur’an 17:44]

لِّيَـتَفَقَّهُوۡا فِى الدِّيۡنِ

„Damit sie in der Religion Faqih werden.“ [Qur’an 9:122]

Wer diese Verse in deutschen Übersetzungungen nachschlug, die er zur Hand hat, stieß für Fiqh stets auf verstehen oder begreifen.

Prophet Muhammad (s.) sagte:

الفقه حتم واجب عل كل مسلم

„Der Fiqh ist eine unwiderrufliche Pflicht für jede muslimische Person.“ [al-Mustadrak von at-Tabarsi, Band 17, Seite 301, Hadith 55]

Imam Ali (a.) sagte:

 تفقه في الدين فان الفقهاء ورثة النبياء

„Werde in der Religion Faqih, denn die Fuqaha’ sind die Erben der Propheten.“ [Ghawali l-La’ali von al-Ahsa’i, Band 4, Sekte 60, Hadith 5]

Imam Sadiq (a.) sagte: 

تفقهوا في دين الله ولا تكونوا أعرابا فإنه من لم يتفقه في دين الله لم ينظر الله إليه يوم القيامة ولم يزك له عملا

„Werdet in Gottes Religion Faqih und seid keine Beduinen, denn wer in Gottes Religion nicht Faqih wurde, den würdigte Gott am Jüngsten Tag weder eines Blickes noch erklärte Er eine seiner Handlungen für rein.“ [al-Mahasin von al-Barqi, Band 1, Seite 228, Hadith 162]

Imam Kazim (a.) sagte:

تفقهوا في دين الله فإن الفقه مفتاح البصيرة وتمام العبادة والسبب إلى المنازل الرفيعة والرتب الجليلة في الدين والدنيا وفضل الفقيهعلى العابد كفضل الشمس على الكواكب ومن لم يتفقه في دينه لم يرض الله له عملا

„Werdet in Gottes Religion Faqih, denn der Fiqh ist der Schlüssel zur Einsicht und die Vollkommenheit der Ibadah und das Mittel zu hohen Stufen und noblem Rang in Religion und Diesseits und der Vorzug des Faqih vor dem, der Ibadah1 betreibt, ist wie der Vorzug der Sonne vor den Gestirnen, doch wer in seiner Religion nicht Faqih wurde, für den war Gott mit keiner Handlung zufrieden.“ [Tuhaf-ul-Uqul von ibn Shu’bah al-Harrani, Seite 410]

Faqih zu sein ist also keine Sonderstellung der Kleriker.

Imam Sadiq (a.) sagte:

تعلموا العربية فإنها كلم الله الذي يكلم به خلقه

„Erlernt die arabische Sprache, denn sie ist der Ausspruch Gottes, mit dem Er Seine Geschöpfe anspricht.“ [al-Fusul-ul-Muhimmah von al-Hurr al-Amili, Band 1, Seite 678, Hadith 1]

لا يسع الناس حتى يسألوا ويتفقهوا ويعرفوا إمامهم ويسعهم أن يأخذوا بما يقول وإن كان تقية

„Den Menschen wird kein Freiraum geboten, bis sie sich erkundigen und Faqih werden und Erkenntnis über ihren Imam erlangen und er bietet ihnen den Freiraum, sich an das zu halten, was er sagt, selbst wenn es aus Behutsamkeit erfolgte.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 1, Seite 40 Hadith 4]

أنتم أفقه الناس إذا عرفتم معا ني كلمنا

„Ihr seid von den Menschen am meisten Faqih, wenn ihr die Bedeutung unseres Ausspruchs erkannt habt.“ [al-Fusul-ul-Muhimmah von al-Hurr al-Amili, Band 1, Seite 573 Hadith 2]

اعرفوا منازل شيعتنا بقدر ما يحسنون من رواياتهم عنا فانا لا نعد الفقيه منهم فقيها حتى يكون محدثا

„Erkennt die Stellungen unserer Anhänger anhand der Menge, die sie von ihren Erzählungen von uns in guter Weise hervorbringen, denn wir erkennen den Faqih von ihnen nicht als Faqih an, bis ihm Aussprüche zuteil werden.” [ar-Rijal von al-Kashi, Seite 11, Hadith 2]

Imam Mahdi (a.) sagte: 

وأما الحوادث الواقعة فارجعوا فيها إلى رواة حديثنا فإنهم حجتى عليكم وأنا حجة الله عليهم

„Was die eintretenden Ereignisse anbelangt, so kehrt darin zu den Erzählern unseres Ausspruchs zurück, denn sie sind mein Beweis für euch und ich bin der Beweis Gottes für sie.“ [Kamal-ud-Din von as-Saduq, Band 1, Seite 512]

Jede gläubige Person muss also Faqih sein und werden, womit wie erwähnt nicht die moderne Rechtswissenschaft angesprochen wird, sondern das Begreifen und Verstehen der Religion. Jemand kann also von den Menschen als Faqih bezeichnet werden, wobei er es laut den Imamen (a.) nicht ist. Die Verstehenden und Begreifenden sind die Erben der Propheten (a.), die Verstehenden und Begreifenden sind vorzüglich wie die Sonne und nicht jene, über die man ohne Wissen vermutet, sie würden alles verstehen und begreifen.

Gott sprach zu Seinem Propheten (s.):

فَاسۡتَفۡتِهِمۡ اَلِرَبِّكَ الۡبَنَاتُ وَلَهُمُ الۡبَنُوۡنَ اَمۡ خَلَقۡنَا الۡمَلٰٓـئِكَةَ اِنَاثًا وَّهُمۡ شٰهِدُوۡنَ اَلَاۤ اِنَّهُمۡ مِّنۡ اِفۡكِهِمۡ لَيَقُوۡلُوۡنَ وَلَدَ اللّٰهُ وَاِنَّهُمۡ لَـكٰذِبُوۡنَ‏

„Bitte sie um Fatwa! Sind die Töchter deinem Herrn und sind die Söhne ihnen? Oder erschufen Wir die Engel in weiblicher Form und sind sie die Zeugen? Siehe, aus ihrer Lüge heraus sagen sie: Gott zeugte! Sie sind Lügner.“ [Qur’an 37:149-152]

Istifta bedeutet, nach Fatwa zu trachten, Ifta’ ist das Äußern von Fatwa und ein Mufti ist eine Person, die Fatwa verlauten lässt. Sollte also Muhammad (s.) die Lügner um ein Rechtsgutachten bitten und ihnen folgen? Haben die Lügner in einem religiösen Institut studiert, die Rechtswissenschaft erlernt und den Titel eines Rechtsgelehrten erworben?

وأفتاه في الأمر أبانه له

„Er gab ihm Fatwa über die Sache heißt: Er leistete ihm Aufklärung darüber.“ [Lisan-ul-Arab von Ibn Manzur, Band 15, Seite 147]

Wer mit religiösen Texten wie dem Qur’an und Aussprüchen der Imame (a.) zu tun hat und Begriffe wie diese als Rechtsgutachten übersetzt, der irrt sich. Auch wenn man sich im modernen Sprachgebrauch angewöhnt hat, Rechtsgutachten als Fatwa und Rechtsgutachter als Mufti zu bezeichnen, bedeutet das nicht, dass Gott oder der Prophet (s.) oder seine Nachfolger (a.) diese Gewohnheit ebenso pflegten. Wie auch beim Begriff Fiqh müssen wir bei Fatwa ark zwischen den Urtexten und dem unterscheiden, was man in der Moderne handhabt.

Wer den Begriff im Qur’an sucht, kann gerne seine verfügbaren Übersetzungen zu den folgenden Versen nachschlagen:

وَيَسۡتَفۡتُوۡنَكَ فِى النِّسَآء​ؕ قُلِ اللّٰهُ يُفۡتِيۡكُمۡ فِيۡهِنَّ

„Sie bitten dich um Fatwa, sprich: Gott gibt euch Fatwa über sie.“ [Qur’an 4:127]

يُوۡسُفُ اَيُّهَا الصِّدِّيۡقُ اَ فۡتِنَا فِىۡ سَبۡعِ بَقَرٰتٍ سِمَانٍ يَّاۡكُلُهُنَّ سَبۡعٌ عِجَافٌ

„Josef, du Wahrhaftiger, gib uns Fatwa über sieben beleibte Kühe, die sieben magere fressen!“ [Qur’an 12:46]

Weder Gott noch Josef (a.) studierten in einem der religiösen Institut Rechtswissenschaft. Man kann sagen, dass sie die Menschen aufklärten, aber nicht behaupten, dass sich diese Aufklärung auf das Recht beschränken würde, denn an sich sagt der Begriff Fatwa nichts darüber aus, welche Thematik ein Aufklärer, also Mufti behandelt.

Imam Sadiq (a.) sagte:

إنا لو كنا نفتي الناس براينا وهو انا لكنا من الهالكين ولكنها اثار من رسول ا صل الله عليه وآله اصل علم نتوارثها كابر عن كابرعن كابر نكنزها كما ينكز الناس ذهبهم وفضتهم

„Würden wir den Menschen nach unserer Meinung und Neigung Fatwa geben, dann wären wir von denen, die ins Verderben stürzen. Vielmehr sind es Überlieferungen vom Gesandten Gottes (s.), der Wurzel des Wissens. Wir vererben sie uns untereinander. Ein Ehrwürdiger von einem anderen Ehrwürdigen. Wir horten sie wie die Menschen ihr Gold und Silber horten.“ [Basa’ir-ud-Darajat von as-Saffar, Seite 319, Hadith 3]

Imam Sadiq (a.) fragte Mu’adh Ibn Muslim:

بلغني أنك تقعد في الجامع فتفتي الناس

„Zu mir drang vor, dass du dich ins Gebetshaus setzt, um den Menschen Fatwa zu geben?“

Er antwortete:

نعم و أردت أن أسألك عن ذلك قبل أن أخرج إ ني أقعد في المسجد فيجئ الرجل فيسألني عن الشيئ فإذا عرفته بالخلاف لكم أخبرتهبما يفعلون ويجئ الرجل أعرفه بمودتكم وحبكم فأخبره بما جاء عنكم ويجئ الرجل لا أعرفه ولا أدري من هو فأقول جاء عن فلانكذا وجاء عن فلان كذا فادخل قولكم فيما بين ذلك

„Ja, ich wollte dich darüber befragen, bevor ich mich auf den Weg mache. Ich setze mich in das Gebetshaus und jemand kommt zu mir und befragt mich über etwas. Wenn ich ihn als einen eurer Widersacher erkannte, überliefere ich ihm das, was sie handhaben und wenn jemand kommt, den ich als euren Verehrer und Liebenden erkenne, dann überliefere ich ihm, was von euch berichtet wurde und wenn jemand kommt, der mir unbekannt ist und von dem ich nicht weiß, wer er ist, dann sage ich: ﴾Von dem soundso wurde dieses berichtet und von dem soundso wurde jenes berichtet!﴿ Sodass ich euren Ausspruch dazwischen tue?“ 

Der Imam (a.) sprach:

اصنع كذا فا ني كذا أصنع

„Verfahre so, denn auch ich verfahre so.“ [Wasa’il-ush-Shi’ah von al-Hurr al-Amili, Band 27, Seite 148, Hadith 36]

Wie an den vorherigen Beispielen ersichtlich wird, beinhaltet Fatwa sehr wohl Aufklärung über die Aussagen des Propheten (s.) oder seiner Nachfolger (a.). Wer also behauptet, dass die Menschen zur damaligen Zeit lediglich Rechtsgutachten im modernen Sinne äußerten, ohne dabei einen Beweis zu liefern, der redet ohne wirkliches Wissen über den Begriff und tut den Gefährten der Imame (a.), denen solche Handlungsweisen fremd waren, Unrecht.

Abu Hanifah fragte Hariz ibn Abdillah al-Azdi:

أنت لا تقول شيئا إلا برواية

„Du sagst nichts, außer mit einer Überlieferung?“ 

Er antwortete:

أجل

„So ist es!“ [Wasa’il-ush-Shi’ah von al-Hurr al-Amili, Band 27, Seite 147, Hadith 32]

Imam Sadiq (a.) sagte: 

دع القياس والرأي وما قال قوم في دين الله ليس له برهان

„Lass ab von Vergleich und eigener Meinung und von dem, was Leute über die Religion Gottes ohne Beweis sagten.“ [Al-Fusul-ul-Muhimmah von al-Hurr al-Amili, Band 1, Seite 527 Hadith 10]

أما إنه شر عليكم أن تقولوا بشئ ش ما لم تسمعوه منا

„Es ist übel für euch, etwas zu sagen, was ihr nicht von uns hörtet.“ [Al-Hada’iq-un-Nadirah von Yusuf al-Bahrani, Band 15, Seite 546]

إياك وخصلتين ففيهما هلك من هلك
إياك
أن تفتي الناس برأيك أو تدين بما لا تعلم

„Hüte dich vor zwei Eigenheiten, durch die man sich ins Verderben stürzte: Hüte dich davor, den Menschen mit deiner eigenen Meinung Fatwa zu geben oder das als Religion zu übernehmen, was du nicht weißt.“ [Al-Kafi von al-Kulaini, Band 1, Seite 42, Hadith 2]

Äußert eine Person in einer Fatwa beispielsweise:

لحم طاووس حرام

„Das Fleisch des Pfau ist verboten.“

So wissen wir nicht, ob einer der Unfehlbaren (a.) den Verzehr des Pfau verboten hat oder ob dies eben nicht so ist. Selbst wenn die Person diese Aussage mit Wissen darüber tätigte, bleibt uns dieses Wissen unbekannt. Es könnte ebenso sein, dass sich die Person irrt und in diesem Punkt nicht die Religion Gottes wiedergibt. Es spielt dabei keine Rolle, welche Titel man der Person zuschreibt, wie gut sie aussieht oder wie groß ihre Kopfbedeckung ist. Sie hat uns nicht mitgeteilt, wieso sie das Tier für verboten erklärt, also besteht für uns auch kein Anlass dazu, diese Information Gott, dem Gesandten (s.) oder einem Imam (a.) zuzuschreiben oder danach zu handeln.

Prophet Muhammad (s.) sagte:

من عمل على غير علم كان ما يفسد أكثر مما يصلح

„Wer ohne Wissen handelte, der richtete mehr Übel an, als dass er Gutes tat.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 1, Seite 44, Hadith 3]

من عمل بالمقائيس فقد هلك وأهلك ومن أفتى الناس بغير علم وهو لا يعلم الناسخ من المنسوخ والمحكم من المتشابه فقد هلك وأهلك

„Wer gemäß Vergleichen handelte, der stürzte sich und andere ins Verderben und wer den Menschen Fatwa ohne Wissen gab und nicht Aufhebendes von Aufgehobenem und Eindeutiges von Mehrdeutigem auseinanderzuhalten weiß, der stürzte sich und andere ins Verderben.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 1 Seite 43 Hadith 9]

Imam Baqir (a.) wurde gefragt: 

ما حق الله عل العباد

„Welches Recht hat Gott bei den Dienern?“ 

Er antwortete:

أن يقولوا ما يعلمون ويقفوا عندما لا يعلمون

„Dass sie sagen, was sie wissen und dass sie haltmachen, wenn sie nicht wissen.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 1, Seite 43, Hadith 7]

Zu vermuten, dass eine Aussage zutrifft, ist kein Wissen über sie.

Imam Sadiq (a.) sagte:

اجتهدت في العبادة وأنا شاب

„Ich betrieb in der Ibadah den Ijtihad, als ich jung war.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 2, Seite 87, Hadith 5]

War der Imam (a.) ein Mujtahid, der in einem religiösen Institut versuchte, zu einer islamischen Rechtsfindung zu gelangen?

والاجتهاد والتجاهد بذل الوسع والمجهود

„Ijtihad und Tajahud heißt, sich umfangreich zu betätigen und anzustrengen.“ [Lisan-ul-Arab von Ibn Manzur, Band 3, Seite 135]

Ijtihad heißt Anstrengungen und das tat der Imam (a.) hinsichtlich gottesdienstlicher Aktivitäten. Er war also ein Mujtahid, eine Person, die sich anstrengte und abmühte.

Imam Baqir (a.) sagte:

أي الجتهاد أفضل من عفة بطن وفرج

„Welcher Ijtihad sollte vorzüglicher sein, als die Keuschheit von Bauch und Schambereich?“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 2, Seite 79, Hadith 4]

Imam Sadiq (a.) sagte:

كونوا دعاة للناس بالخير بغير ألسنتكم ليروا منك الاجتهاد والصدق والورع

„Ruft die Menschen ohne eure Zungen zum Guten, aufdass sie von euch Ijtihad, Ehrlichkeit und Frömmigkeit sehen.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 2, Seite 105, Hadith 10]

Wer den Begriff Ijtihad in den Aussagen der Imame (a.) als Rechtsfindung übersetzt, der irrt sich. Jede sich bemühende Person kann man linguistisch als Mujtahid bezeichnen und damit ist keineswegs gemeint, eigene Meinungen über die Religion zu bilden.

Man fragte Imam Sadiq (a.):

ترد علينا أشياء ليس نعرفها في كتاب الله ولا سنة فننظر فيها

„Wir werden mit etwas konfrontiert, was wir weder im Buch Gottes noch in der Sunnah2 kennen. Bilden wir unsere eigene Meinung darüber?“ 

Er sprach:

لا أما إنك إن أصبت لم تؤجر وإن أخطأت كذبت على الله عز وجل

„Nein, wenn du richtig lagst, dann wirst du nicht belohnt und wenn du falsch lagst, dann hast du über Gott gelogen.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 1, Seite 56, Hadith 11]

ما أجبتك فيه من شئ فهو عن رسول الله صل الله عليه وآله لسنا من أرأيت في شئ

„Wozu ich dir Antworten gebe, das stammt vom Gesandten Gottes (s.). Wir gehören nicht zu jenen, die über etwas eine eigene Meinung bilden.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 1, Seite 58, Hadith 21]

من عرف أنا لا نقول إلا حقا فليكتف بما يعلم منا

„Wer erkannt hat, dass wir nur die Wahrheit sagen, dem soll das genügen, was er von uns weiß.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 1, Seite 65, Hadith 6]

لولا ان الله فرض ولايتنا ومودتنا وقرابتنا ما ادخلناكم ولا أوقفناكم على بابنا فوالله ما نقول باهوائنا ولا نقول برأينا ولا نقول الا ماقال ربنا

„Hätte Gott unsere Wilayah und die Liebe und Nähe zu uns nicht zur Pflicht gemacht, dann würden wir euch weder bei unserem Tor eintreten noch anhalten lassen, denn, bei Gott, wir sprechen weder nach unserer Neigung noch aus eigener Meinung und wir sagen nichts, außer was unser Herr sagte.“ [Basa’ir-ud-Darajat von as-Saffar, Seite 320, Hadith 7]

Mujtahid zu sein und Ijtihad zu betreiben heißt nicht, von anderen als Rechtsgelehrter anerkannt zu werden.

Imam Sadiq (a.) sagte:

عليكم بالورع والاجتهاد

„Euch obliegt Frömmigkeit und Ijtihad.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 2, Seite 635, Hadith 3]

أشد الناس اجتهادا من ترك الذنوب

„Die Menschen, die den erbittertsten Ijtihad betreiben, sind diejenigen, die von den Sünden ablassen.“ [al-Khisal von as-Saduq, Seite 16, Hadith 56]

Über die Leute des Hauses (a.) sagte er:

ودينهم الورع والعفة والصدق و الصلاح والاجتهاد

„Ihre Religion ist Frömmigkeit, Keuschheit, Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und Ijtihad.“ [al-Khisal von as-Saduq, Seite 479, Hadith 46]

Imam Baqir (a.) sagte:

وإنكم على دين الله ودين ملائكته فأعينوا بورع واجتهاد

„Ihr gehört der Religion Gottes und der Religon Seiner Engel an, also leistet Hilfe durch Frömmigkeit und Ijtihad.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 2, Seite 187, Hadith 5]

Imam Sadiq (a.) sagte:

من سعى في حاجة أخيه المسلم فاجتهد فيها فأجرى الله على يديه قضاءها كتب الله عز وجل له حجة وعمرة واعتكاف شهرينفالمسجد الحرام وصيامهما وإن اجتهد فيها ولم يجر الله قضاءها عل يديه كتب الله عز وجل له حجة وعمرة

„Wer sich um den Wunsch seines muslimischen Bruders bemühte und dafür Ijtihad betrieb, sodass Gott ihn durch ihn in Erfüllung gehen ließ, dem schrieb Er eine große und kleine Pilgerfahrt und zwei Monate Fasten und Zurückgezogenheit im heiligen Gebetshaus auf und wenn er dafür Ijtihad betrieb, Gott ihn aber durch ihn nicht erfüllte, dann schrieb Er ihm eine kleine und große Pilgerfahrt auf.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 2, Seite 198, Hadith 7]

Prophet Muhammad (s.) sagte:

ما من ذي زكاة مال نخل أو زرع أو كرم يمنع زكاة ماله إل قلده الله تربة أرضه يطوق بها من سبع أرضيي إلى يوم القيامة

„Kein Inhaber von Palmen oder Anbau oder Reben, der Almosen zu zahlen hat, verweigert die Almose von seinem Besitz, außer dass Gott bei ihm bis zum Tag der Auferstehung Taqlid hinsichtlich seiner Landeserde vornimmt, die er bis zum Tag der Auferstehung im Maß von sieben Erden tragen muss.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 3, Seite 503, Hadith 4]

Ist Gott eine Person, die einen Gelehrten über Rechtsdinge befragt und nachahmt? Ist Gott nicht bewandert über Seine Gesetze und hängt Seine Taten wie eine Kette an den Hals eines Gelehrten, damit dieser die Verantwortung für Sein Handeln trägt und Gott entschuldigt ist?

وقد قلده قلادا وتقلدها

„Er machte bei ihm Taqlid hinsichtlich Anhängsel und er wurde ihrer anhängend.“ [Lisan-ul-Arab von Ibn Manzur, Band 3, Seite 367]

Gott hing ihm also als Konsequenz seines Handels seine Landeserde an, die er bis zur erwähnten Zeit tragen muss und genau das ist Taqlid und zwar, etwas anzuhängen und die Sache oder Person, der etwas angehangen wird , nennt man Muqallad. Der Begriff sagt jedoch alleine nichts darüber aus, um welche Qiladah, also Anhängsel, es sich handelt, die der aktive Muqallid anhängt. Wer behauptet, ein Rechtsgelehrter würde die Taten und Sünden auf sich nehmen, die man entsprechend seinen Vorschriften begeht, während Gott seinen Befolger für unschuldig zu erklären hat, der irrt sich, denn diese Definition von Taqlid ist weder vom Propheten (s.) noch von einem der Imame (a.) bekannt und kann ihnen nicht zugeschrieben werden.

Imam Sadiq (a.) sagte:

إنما المرأة قلادة فانظر إلى ما تقلده

„Die Frau ist nur eine Qiladah, also sieh dich vor, wohin du Taqlid vornimmst.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 5, Seite 332, Hadith 1]

Ein weibliche Person wird also als ein Anhängsel bezeichnet, bei dem man sich vorsehen soll, wohin man das Anhängen vornimmt und nicht als eine Sünde oder Tat, die man einem anderen übergibt.

Prophet Muhammad (s.) sagte:

أيها الناس علي بن أبي طالب فيكم بمنزلتي
فقلدوه
دينكم وأطيعوه في جميع أموركم

„O ihr Menschen, Ali ibn Abi Talib steht unter euch auf meiner Stufe, also nehmt bei ihm hinsichtlich eurer Religion Taqlid vor und gehorcht ihm in allem, was euch betrifft.“ [al-Fawa’id-ul-Madaniyyah von al-Istarabadi, Seiten 248 – 249]

Imam Sadiq (a.) sagte: 

أما إنه شر عليكم أن تقولوا بشئ ما لم تسمعوه منا

„Es ist ein Übel auf euch, eine Aussage zu vertreten, die ihr nicht von uns hört.“ [al-Hada’iq-un-Nadirah von Yusuf al-Bahrani, Band 15, Seite 546]

إياك أن تنصب أحدا دون الحجة فتصدقه في كل ما قال

„Hüte dich davor, jemandem anstelle des Beweises solch eine Position zu geben, dass du ihn in allem bestätigst, was er sagte.“ [al-Fusul-ul-Muhimmah von al-Hurr al-Amili, Band 1, Seite 525, Hadith 3]

اسمع حديثنا ولا تكذب علينا

„Höre unseren Ausspruch und lüge nicht über uns.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 4, Seite 187, Hadith 1]

Imam Sadiq (a.) sagte:

إياكم والتقليد فإنه من قلد في دينه هلك إن الله تعال يقول واتخذوا أحبارهم ورهبانهم أربابا من دون الله فلا والله ما صلوا لهم ولاصاموا ولكنهم أحلوا لهم حراما وحرموا عليهم حلال فقلدوهم فذلك فعبدوهم وهم لا يشعرون

„Hütet euch vor Taqlid, denn wer in seiner Religion Taqlid vornahm, der stürzte sich ins Verderben. Gott sagt: ﴾Sie nahmen sich ihre Gelehrten und Mönche zu Herren anstelle Gottes.﴿ Nein, bei Gott, weder dienten sie ihnen noch fasteten sie für sie, sondern sie erklärten ihnen Verbotenes für erlaubt und Erlaubtes für verboten, woraufhin sie bei ihnen Taqlid darin vornahmen. So dienten sie ihnen, ohne dass sie es merkten.“ [Tas’hih-ul-I’tiqadat von al-Mufid, Seiten 72 – 73]

من أطاع رجلا في معصية فقد عبده

„Wer einem in einer Ungehorsamkeit gehorchte, der diente ihm bereits.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 2, Seite 398, Hadith 8]

دع القياس والرأي وما قال قوم في دين الله ليس له برهان

„Lass ab von Vergleich und eigener Meinung und von dem, was Leute über die Religion Gottes ohne Beweis sagten.“ [al-Fusul-ul-Muhimmah von al-Hurr al-Amili, Band 1, Seite 527, Hadith 10]

Man fragte Imam Sadiq (a.):

ما حق الله على خلقه

„Welches Recht hat Gott bei Seinen Geschöpfen?“

Er antwortete:

أن يقولوا ما يعلمون ويكفوا عما ل يعلمون فإذا فعلوا ذلك فقد أدوا إلى الله حقه

„Dass sie sagen, was sie wissen und von dem ablassen, was sie nicht wissen und wenn sie das taten, erfüllten sie Gottes Recht.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 1, Seite 50, Hadith 12]

Imam Sadiq (a.) sagte:

فأما من كان من الفقهاء صائنا لنفسه حافظا لدينه مخالفا لهواه مطيعا لمر مولاه فللعوام أن يقلدوه وذلك لا يكون إلا في بعض فقهاءالشيعة لا جميعهم فان من ركب من القبائح والفواحش مراكب فسقة فقهاء العامة فلا تقبلوا منهم عنا شيئا ولا كرامة لهم

„Was denjenigen von den Fuqaha’3 betrifft, der sich selbst zügelte, seine Religion bewahrte, sich seiner Neigung widersetzte und dem Befehl seines Mawla4 gehorchte, so steht es den gewöhnlichen Leuten zu, bei ihm Taqlid vorzunehmen und das sind nur ein paar Fuqaha’ der Anhänger, nicht alle. Wer aber die abscheulichen und schändlichen Vergehen der übertretenden Fuqaha’ der Allgemeinheit verübte, von dem nehmt nichts über uns an und denen soll keine Ehre gebühren.“ [Tafsir-ul-Imam von al-Askari, Seite 300, Hadith 143]

Nur ein paar Fuqaha’ halten diese Punkte ein, nicht alle. Wie erkennt man, ob ein Faqih gehorsam ist, wenn man die Befehle Gottes nicht kennt? Wie erkennt man, ob er die Religion bewahrt, wenn man die Religion nicht kennt? Wenn man nicht weiß, was der Prophet (s.) oder die Leute seines Hauses (a.) sagten? Wie kann man ohne Wissen über eine Person behaupten, sie würde die Religion einhalten? Wie kann man ohne Wissen über eine Person behaupten, sie würde die Religion verstehen? Wie kann man die Religion an jemanden hängen, wenn man nicht weiß, ob sein Handeln mit ihr konform ist? Wie mache ich Taqlid bei solch einer Person? Wie und womit hänge ich ihr an?

Imam Sadiq (a.) sagte: 

اعرفوا منازل شيعتنا بقدر ما يحسنون من رواياتهم عنا فانا لا نعد الفقيه منهم فقيها ح ت يكون محدثا

„Erkennt die Stufen unserer Anhänger anhand der Menge an Aussprüchen, die sie von uns in guter Weise erzählen, denn wir zählen den Faqih von ihnen nicht als Faqih, bis er ein Erzähler von Aussprüchen ist.“ [ar-Rijal von al-Kashi, Seite 11, Hadith 2]

Der Gelehrte Husain al-Karaki al-Amili schreibt: 

التقليد عند المتأخرين من الإمامية هو عمل العا مي بقول المجتهد فيما يرجحه ظنه من فروع الشريعة شيعة وعند قدمائهم هورجوع العا مي إل قول المعصوم في أمور دينه ولو بواسطة يوثق بنقله فمن نفى التقليد من القدماء أراد الأول ومن قال به اراد الثاني

„Die Spätgelehrten der Imamiten definieren Taqlid als die Handlung des Laien, entsprechend der Aussage des Mujtahid über das, was er in rechtlichen Zweigen für richtig hält, während er bei den Urgelehrten der Imamiten die Rückkehr des Laien zur Aussage des Unfehlbaren ist, die seine Religion betrifft und das durch mindestens ein Mittel, auf das man in seiner Überlieferung vetraut. Wer sich von den Urgelehrten gegen Taqlid aussprach, meinte das Erste und wer ihn befürwortete, meinte das Zweite.“ [Hidyat-ul-Abrar von al-Karaki al-Amili, Seite 300]

Der Gelehrte Muhammad al-Hurr al-Amili schreibt:

اختلف في جواز التقليد في الأصول والفروع فمنهم من منع منه فيهما ومنهم من أجاز فيهما ومنهم من أجازه في الفروع والخلافمشهور

„Über die Zulässigkeit von Taqlid in Usul5 und Furu’6 kam es zur Uneinigkeit. Darunter sind jene, die ihn in beiden verbieten und jene, die ihn in beiden erlauben und jene, die ihn in Furu’ erlauben und der Streit ist kein Geheimnis.“ [al-Fawa´id-ut-Tusiyyah von al-Hurr al-Amili, Seite 326]

التقليد المرخص فيه هنا إنما هو قبول الرواية لا قبول الرأي والاجتهاد والظن وهذا واضح وذلك لا خلف فيه

„Zulässiger Taqlid ist nur das Akzeptieren von Überlieferungen, nicht das Akzeptieren von eigener Meinung, Ijtihad und Mutmaßung und das ist klar und nicht zu bestreiten.“ [Wasa’il-ush-Shi’ah by al-Hurr al-Amili, Band 27, Seite 132]

Als Begründung dafür, dass nur jener verantwortlich wäre, der eine Fatwa verlauten lässt, aber nicht sein Befolger, nennen einige die Aussage von Imam Sadiq (a.) über eine Person, die Fatwa gab:

هوفي عنقه قال أو لم يقل وكل مفت ضامن

„Er hat sie am Hals, ob er es sagte oder nicht sagte und jeder, der Fatwa gibt, ist verantwortlich.“ [Wasa’il-ush-Shi’ah from al-Hurr al-Amili, Band 27, Seite 220, Hadith 2] 

Steht hier, dass der Befolger der Fatwa nicht verantwortlich ist? Nein, also wie behauptet man, der Imam (a.) habe so etwas gesagt? Auch sagte er nicht, dass es um eine Fatwa in Rechtsdingen geht. Auch sagte er nicht, dass jener, der Fatwa gibt oder Schuld trägt, ein Rechtsgelehrter sei. Ein Alkoholiker könnte die Fatwa geben, dass Bier trinken erlaubt ist und jene, die dem Folge leisten würden, wären entschuldigt, denn der Imam (a.) sagte nicht, dass man nur für die Fatwa eines bestimmten Personenkreises innerhalb einer bestimmten Thematik wie dem Recht entschuldigt wäre.

Imam Baqir sagte (a.):

من علم باب هدى فله مثل أجر من عمل به ول ينقص أولئك من أجورهم شيئا ومن علم باب ضلال كان عليه مثل أوزار من عمل بهولا ينقص أولئك من أوزارهم شيئا

„Wer etwas Rechtes lehrte, der hat einen Lohn wie jener, der danach handelte, während keiner von ihnen weniger belohnt wird und wer etwas Irrtümliches lehrte, auf dem lastet die Schuld von jenem, der danach handelte, während keiner von ihnen weniger Schuld trägt.“ [Wasa’il-ush-Shi’ah von al-Hurr al-Amili, Band 16, Seite 173, Hadith 2]

من أفتى الناس بغير علم ولا هدى من الله لعنته ملئكة الرحمة وملئكة العذاب ولحقه وزر من عمل بفتياه

„Wer den Menschen ohne Wissen und Leitung von Gott Fatwa gab, den verfluchten die Engel der Barmherzigkeit und die Engel der Bestrafung und den holte die Schuld von jenem ein, der nach seiner Fatwa handelte.“ [Wasa’il-ush-Shi’ah von al-Hurr al-Amili, Band 27, Seite 20, Hadith 1]

Man fragte Imam Baqir (a.):

لاي علة يولد النسان هاهنا ويموت في موضع آخر

„Aus welchem Grund wird der Mensch an einem Ort geboren, während er an einem anderen Ort stirbt?“

Er antwortete:

لان الله تبارك وتعالى لما خلق خلقه خلقهم من أديم الرض فمرجع كل إنسان إلى تربته

„Weil Gott Seine Geschöpfe bei ihrer Erschaffung aus der Erdkruste erschuf, daher ist der Marja’ von jedem Menschen zu seiner eigenen Erde.“ [Ilal-ush-Shara’i’ von as-Saduq, Band 1, Seite 308]

Erwartet alle Menschen die Nachahmung eines religiösen Vorbildes am Ende ihres Lebens? In welchem religiösen Institut hat die Erde, zu der sie zurückkehren, studiert? Wer erteilte der Erde die Erlaubnis, Rechtsgutachten auszustellen und wer verlieh ihr ihren Titel als Rechtsgelehrter?

إلى الله مرجعكم جميعا أي رجوعكم

„Der Marja’ von euch allen ist zu Gott, womit eure Rückkehr gemeint ist.“ [Lisan-ul-Arab von Ibn Manzur, Band 8, Seite 114]

Raja’a heißt zurückkehren, Raj’ah und Ruju’ sind die Rückkehr und Marja’ ist das, zu dem zurückgekehrt wird. Der Begriff lässt also offen, zu wem oder was zurückgekehrt wird und aus welchem Grund dies geschieht. Ein Konzept, dass man zu einem bestimmten Gelehrten und Kleriker zurückkehren und nach seinen Rechtsgutachten und Meinungen handeln muss, wird alleine vom Wortlaut nicht zum Ausdruck gebracht.

Imam Ali (a.) sprach zu Umar ibn Khattab:

ليس بعدك مرجع يرجعون إليه

„Es gibt nach dir keinen Marja’, zu dem sie zurückkehren.“ [Nahj-ul-Balaghah von ar-Radi, Band 2, Seite 18, Predigt 134]

Würde der Begriff Marja’ dem entsprechen, was einige Menschen in der heutigen Zeit daraus gemacht haben, dann gebe es für die Muslime nach Umar kein Vorbild der Nachahmung.

Muhammad al-Kulaini schrieb über sein al-Kafi:

ويرجع إليه المسترشد ويأخذ منه من يريد علم الدين

„Wer nach Leitung sucht, dem hat es als Marja’ zu dienen und wer nach Wissen strebt, der nimmt von ihm das Wissen über die Religion.“ [al-Kafi von al-Kulaini, Band 1, Seite 8]

Muhammad as-Saduq schrieb über sein al-Faqih:

ليكون إليه مرجعه وعليه معتمده

„Es soll als Marja’ dienen und auf ihm der Verlass ruhen.“ [Man la yahduruh-ul-Faqih von as-Saduq, Band 1, Seite 2]

Wenn der Begriff Marja’ eine Autorität bedeuten würde, der man folgen muss, dann müsste man al-Kafi und al-Faqih folgen.

Imam Sadiq (a.) sagte:

اعرفوا منازل الناس على قدر رواياتهم عنا

„Erkennt die Stufen der Menschen anhand der Menge an Aussprüchen, die sie von uns erzählen.“ [Wasa’il-ush-Shi’ah von al-Hurr al-Amili, Band 27, Seite 138, Hadith 3]

Imam Mahdi (a.) sagte: 

فارجعوا فيها إلى رواة حديثنا فإنهم حجتي عليكم

„So bedient euch den Erzählern unseres Ausspruchs als Marja’, denn sie sind mein Beweis für euch.“ [Wasa’il-ush-Shi’ah von al-Hurr al-Amili, Band 27, Seite 140, Hadith 9]

  1. Ibadah (عبادة) ist ein arabischer Begriff für „Dienst“ z.B. für Gott ↩︎
  2. Sunnah (سنة) ist ein Begriff, der häufig für die Prophetentradition steht ↩︎
  3. Fuqaha’ ist der Plural von Faqih und heißt „verstehend“ oder „begreifend“ ↩︎
  4. Mawla ist ein bekannter Titel für Gott oder Ali ibn Abi Talib (a.) ↩︎
  5. als Usul-ud-Din bezeichnen Kleriker die fünf Grundsätze: Einheit Gottes
    [Tawhid], Seine Gerechtigkeit [Adl], Prophetentum [Nubuwwah],
    Führerschaft [Imamah] und das jenseitige Leben [Mi’ad] ↩︎
  6. als Furu’-ud-Din bezeichnen Kleriker die zehn Rechtszweige: Ritualgebet
    [Salah], Fasten [Sawm], Almosen [Zakat], Fünftelabgabe [Khums], Pilgerfahrt [Hajj], Anstrengung [Jihad], Gutes gebieten [al-Amr bil- Ma’ruf], Schlechtes verwehren [an-Nahi ani l-Munkar], Annäherung [Tawalli] und Lossagung [Tabarri] ↩︎


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